17. Juni 2025: Eine Veranstaltung der „Werner-Schulz-Initiative e.V.“ mit der „Stiftung Friedliche Revolution“ in Zusammenarbeit mit der Uni Leipzig.
Ein bewegender Abend für Erinnerung, Dialog und Haltung liegt hinter uns. Das Gemälde „Aufrecht stehen – für Herbert Belter, Ernst Bloch, Werner Ihmels, Hans Mayer, Wolfgang Natonek, Georg-Siegfried Schmutzler“ von Reinhard Minkewitz hängt nun seit einem Jahrzehnt prominent in der ersten Etage im Hörsaalgebäude der Universität Leipzig. Tagtäglich passieren hunderte Studierende das große Gemälde vor dem Hörsaal 7, das an ein erschütterndes und zugleich bewegendes Stück Geschichte erinnert: an sechs mutige Männer, die in den frühen Jahren der DDR für ihr unabhängiges Denken und ihre kritische Haltung staatliche Repression erlitten. Die Leihgabe der Stiftung Friedliche Revolution (SFR) an die Universität wurde nun um weitere 10 Jahre verlängert und das Gemälde behält seinen prominenten Platz.
Dieses Kunstwerk, die auf ihm abgebildeten Menschen und die Geschichte seiner Hängung standen im Mittelpunkt unserer Veranstaltung am 17. Juni 2025 – dem Jahrestag des Volksaufstands in der DDR 1953. Der Gedankenaustausch, der an diesem Tag durch Redebeiträge von Prof. Dr. Rainer Vor (Vorstandsvorsitzender der Stiftung Friedliche Revolution), Prof.in Dr. Eva Inés Obergfell (Rektorin der Universität), Thomas Vogel (Vorstandsvorsitzender der Werner-Schulz-Initiative e.V.) sowie der Lesung aus einem unveröffentlichten Manuskript von Linde Rotta und einer Textpassage aus Jakob Springfelds Buch „Unter Nazis“ angestoßen wurde, konnte beim anschließenden Empfang fortgeführt werden.

Auf dem Foto von links nach rechts: Reinhard Minkewitz, Linde Rotta, Professorin Obergfell, Professor Vor, Thomas Vogel.
An diesem Abend zeigte sich einmal mehr, wie Kunst es vermag, Fragen zu stellen, Reflexionsräume zu schaffen und uns mit unserer eigenen Haltung zu konfrontieren – auch und gerade im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Gerade jetzt, in Zeiten großer politischer und gesellschaftlicher Verwerfungen, hat die Frage „Was heißt es heute, aufrecht zu stehen?“ eine besondere Relevanz. Inés Obergfell und Rainer Vor gaben hierzu Denkanstöße: Die vielzitierte Neutralität in der Lehre werde dort zur Pflicht, wo es um die Verteidigung unserer Verfassung und demokratischer Grundwerte gehe. „Aufrecht stehen …“ mahne uns, Verantwortung zu übernehmen und sich den Diskussionen und Kontroversen zu stellen.
Die Autorin Linde Rotta, langjährige Lebensgefährtin von Erich Loest, stellte Auszüge aus ihrem bislang unveröffentlichten Manuskript zur Entstehung des Bildes vor und gab über die Auseinandersetzungen um dessen Hängung einen sehr persönlichen Einblick. Thomas Vogel, Vorsitzender der Werner-Schulz-Initiative erinnerte an den beherzten Einsatz von Werner Schulz, der 2015 maßgeblich dazu beigetragen hatte, dem Bild zu einem würdigen Platz an der Universität Leipzig zu verhelfen.
Beim Ausklang der Veranstaltung kam auch der Künstler und Schöpfer von „Aufrecht stehen…“, Reinhard Minkewitz, mit den Gästen des Abends direkt ins Gespräch und stellte mit Freude und Zuversicht fest, dass das Bild nun endlich angekommen sei und mit ihm weitergearbeitet wird.
Wir möchten alle ermuntern, sich weiterhin einzubringen, Fragen zu stellen und gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. Kunst und Erinnerungskultur sind keine statischen Größen – sie leben vom Engagement und der Haltung vieler. Das Gemälde bleibt, aber wir alle sind eingeladen, seine Botschaft immer wieder neu zu beleben.