Es ist sicher ein Verdienst der „Fridays for Future“- Bewegung, das Augenmerk und die Aufmerksamkeit wieder deutlicher auf den drohenden Klimakollaps zu lenken. Verständlich ist auch die Frustration mancher, dass nach einem Jahr der großen Bewegung auf den Straßen noch immer praktisch nichts gegen Erderwärmung und Klimafolgen unternommen wird, obwohl die Folgen dieser Veränderungen mittlerweile weltweit deutlich zu spüren sind. Immer höhere Durchschnittstemperaturen, eine deutliche Zunahme von Stürmen, das Schmelzen der Eiskappen an den Polen, Überschwemmungen und ähnliches sind dafür unübersehbare Zeichen. Die vor allem von Schülerinnen und Schülern angeschobene Bewegung hält der „Eltern- und Großelterngeneration gerne den Spiegel vor: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“.
Dabei hat der Kampf für wirksame Maßnahmen zum Klimaschutz ja nicht erst 2017 begonnen. Lange bevor viele der heutigen Aktivistinnen und Aktivisten überhaupt geboren waren, haben sich viele aus den oben genannten Generationen durchaus schon für einen Wandel stark gemacht. Auf Betreiben der Grünen Bundestagsfraktion wurde bereits 1987 eine Enquetekommission „Schutz der Erdatmosphäre“ des Deutschen Bundestages eingerichtet. Diese kam klar zu dem Ergebnis, dass die zu erwartenden Veränderungen der Erdatmosphäre und des Klimas dramatische Entwicklungen nicht mehr ausschließen (!).
Die Grünen im Bundestag, für die ich seinerzeit für die wissenschaftliche Koordination des Arbeitskreises Umwelt zuständig war, hat 1990, also vor ziemlich genau 30 Jahren, ein Klimaschutzprogramm vorgelegt, das heute in weiten Teilen so aktuell ist, wie damals.
Dort heißt es unter anderem, dass sich in den „Klimaveränderungen die Fehlentwicklungen des bisherigen Wirtschaftens der Industrienationen bündeln“. Und weiter: „Unser Energieverbrauch, unser Verkehrsaufkommen, unsere Agrarindustrie, unsere Müllberge und unsere Chemieindustrie, unser Raubbau der natürlichen Ressourcen und unsere Ausbeutung der Menschen in der Dritten Welt haben die Krise herbeigeführt. An uns liegt es auch, ihr zu begegnen.“
Es folgt der Hinweis auf die vielfältigen Forderungen von Grünen und der Umweltbewegung nach radikalen (also wirksamen) Maßnahmen und der Notwendigkeit, unverzüglich zu handeln. Das Vorwort endet mit dem Satz: „Es ist fünf vor zwölf, die Zeit zum Reden ist vorbei“ und das Klimaprogramm setzt eindringlich auf „Weniger Worte, mehr Taten“. Genutzt hat das wenig, im Jahre 2020 ist es daher wohl schon deutlich fünf nach zwölf! Wie dem auch sei, wir dürfen nicht nachlassen, solange wenigstens noch eine kleine Chance besteht, den Klimawandel abzumildern. Für alle Interessierten habe ich unser damaliges Klimaschutzprogramm zum nachlesen bereitgestellt: