Viktoria 2019 – Selbstüberschätzung und Glücksspielerei

Viktoria Aschaffenburg hat es in der vergangenen Saison erstmals geschafft, die Regionalliga Bayern sportlich zu halten. Es macht wirklich Spaß, dieser Mannschaft zuzuschauen und es ist angesichts der beschränkten Mittel und des beschränkten Umfelds bemerkenswert, wie sich die Truppe unter Trainer Seitz entwickelt hat. Fünf Liga-Siege in Folge, Bayernpokal-Halbfinale, nach dem auf und ab der letzten Jahre könnte man diese Situation doch einfach einmal genießen. Stattdessen wachsen manche Aschaffenburger Bäume in den Himmel. Es überrascht nicht wirklich, dass manche am liebsten mal eben die Dritte Liga überspringen und gleich in der Zweiten durchstarten wollen. Mit einem „Finanzkonzept“, dessen Grundbestandteil eine Lotterie (!) sein soll. Selbst der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende, Jürgen Herzing, im Hauptberuf Bürgermeister, scheint zum Hütchenspieler mutiert zu sein. Glücksspirale demnächst auch in der Stadt zur Aufbesserung des Haushalts? Und selbst wenn das am Schönbusch gut gehen sollte, reichen die Einnahmen nicht einmal ansatzweise, um in der Dritten Liga bestehen zu können. Warum nicht einmal etwas mehr Demut und Bescheidenheit angesichts des bislang erreichten, warum nicht einmal ein paar Jahre der Konsolidierung in der Regionalliga abwarten. Vielleicht einmal Bayerischer Amateurmeister werden oder den Bayernpokal holen, und so zumindest mal wieder eine Runde am DFB-Pokal teilnehmen dürfen. Für die Dritte Liga fehlt es im Übrigen nicht nur an Geld für den Spielbetrieb oder den Ausbau des Stadions. Es fehlt auch eine gewachsene Fankultur. Wer beispielsweise gesehen hat, wie beim Pokalspiel die Schweinfurter Zuschauer ihre Mannschaft über 97 Minuten unterstützt haben, kann nur neidisch werden. Auch wenn unsere Fans gerade auf den Stehplätzen, vieles tun, um die Mannschaft anzufeuern.

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