Allgemeines Tempolimit auf Autobahnen – höchste Eisenbahn

Nur zur Erinnerung: „Freie Fahrt für freie Bürger“, das war so ziemlich die letzte Freiheit, die von den Nazis ab dem 8. Mai 1934 gewährt wurde. An diesem Tag wurden alle Bestimmungen über Geschwindigkeitsbegrenzungen im damaligen Reich aufgehoben. Angesichts hoher Unfallzahlen wurde im Mai 1939 auch diese „Freiheit“ abgeschafft: Tempo 60 für PKW in Ortschaften, außerhalb, auch auf Reichsautobahnen 100 km/h. Um Sprit und Rohstoffe zu sparen, erfolgte nach Kriegsbeginn eine Reduzierung auf 40 bzw. 80 km/h.

Mit Gründung der Bundesrepublik blieb diese Regelung grundsätzlich in Kraft. Aber 1953 wurden sämtliche Höchstgeschwindigkeiten abgeschafft. 1956 setzte sich vor allem der Abgeordnete Oskar Rümmele vehement dafür ein, Geschwindigkeitsgrenzen wieder einzuführen. Etwa Tempo 50 für PKW in Ortschaften, 80 außerhalb und 100 auf Autobahnen. Dafür gab es parteiübergreifend Unterstützung, aber auch Widerstand. So forderte der spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt, stattdessen den „verkehrsgerechten Ausbau des gesamten Straßennetzes“. Durch die Einflussnahme von Autokonzernen und Automobilklubs wuchs schließlich die Ablehnungsfront der Abgeordneten, auch, weil die meisten, so Rümmele, „dem Teufel der Raserei verfallen seien“. Auch wenn man es angesichts der Verkehrsministerdarsteller der letzten Jahre kaum für möglich hält: Rümmele und der damalige Verkehrsminister Seebohm, der sich den Geschwindigkeitsgegnern angeschlossen hatte, waren beide Mitglieder der CDU! Am Ende blieb es dann ab 1. September 1957 nur bei Tempo 50 für sämtliche Kraftfahrzeuge innerhalb geschlossener Ortschaften. Erst 1976 wurde Tempolimit 100 für PKW auf Bundes- und Landstraßen gesetzlich eingeführt, nicht jedoch auf Autobahnen.

Bis heute verlaufen die Debatten immer nach dem gleichen Muster. Ob Daimler, VW oder Porsche, ob ADAC oder Fuhrunternehmer, sie alle malen den Untergang des Abendlandes an die Wand. Wirtschaftliche Interessen (also ihre) seien bedroht und damit Arbeitsplätze (also unsere). Niemand kaufe mehr schnelle Autos oder SUVs. Der Porsche Prokurist Huschke von Hanstein, im Nebenberuf Autorennfahrer, warnte 1956 vor einer noch größeren Überlastung der Verkehrswege, einer Behinderung des technischen Fortschritts, sowie einem Einbruch des Exports. Der ADAC befürchtete eine enorme Belastung der Fahrer, wenn sie sich starr an eine Höchstgeschwindigkeit halten müssten. Der damalige ADAC-Vizepräsident Bretz stellte ernsthaft (?) die Frage, warum man ein Tempolimit wolle, aber Schwimmen und den Alkoholkonsum nicht verbiete, obwohl auch dadurch Menschen zu Tode kommen. Ganz zu schweigen von den vielen Bürgern, die jährlich den Herztod erleiden. Hat sich nichts geändert, wie es scheint.

Mittlerweile gibt es, soweit ich informiert bin, nur noch zwei größere Länder ohne ein allgemeines Tempolimit auf Autobahnen, nämlich Indien und Deutschland! Sind die Beschränkungen im Rest der Welt völlig grundlos eingeführt worden? Wie wäre es, wenn wenigstens die kleine SPD versuchen würde, parteiübergreifend ihre Parteitagsforderung von 2007 für Tempo 130 durchzusetzen?

Wer viel Auto fahren muss, weiß, dass in Belgien oder Frankreich der Verkehr im Regelfall flüssig und entspannt fließt. Ab der Grenze dann wieder der alltägliche Wahnsinn. Rechte Spur ausschließlich LKW. Wenn einer von denen zum Überholen in die Mitte ausschert, Vollbremsungen bei den PKW auf der Mitte oder gewagte Versuche doch noch auf die linke Spur zu kommen, mit der Folge auch dort Vollbremsung. Das wäre alles bei einem überwachten Tempolimit schnell vorbei, alleine schon, weil durch geringere Differenzgeschwindigkeiten ein ruhigerer Verkehrsfluss entsteht. Um das zu verstehen, muss man übrigens kein Physiker sein.

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