Die informelle große Koalition aus CSU und SPD in Stadt und Landkreis Aschaffenburg klammert sich an die Macht. Bislang letztes Beispiel: Die gemeinsame Wahl des Verwaltungsrats der Sparkasse. Nach der Wahl der Vertreter aus Stadtrat und Kreistag verfügt die CSU über fünf und die SPD über drei Vertreter in diesem Aufsichtsgremium der Sparkasse. Weder Christine Scheel noch Claus Berninger von den Grünen wurden gewählt. Beide mit ausgewiesenen Sachverstand für wirtschaftliche und finanzpolitische Fragen. Wobei ein solcher Sachverstand laut bayerischem Sparkassengesetz wichtiger sein soll als Parteizugehörigkeit. Dies nur am Rande.
Doppelt peinlich ist allerdings das Verhalten der hiesigen SPD. Hätte diese nämlich die Grünen mit gewählt, hätte sie genauso viele Verwaltungsräte wie jetzt auch. Das Stärkeverhältnis von Stadtrat und Kreistag zugrunde gelegt gäbe es dann je drei Vertreter von CSU und SPD und zwei Grüne. Nach wie vor hätten die Genossen eine deutliche Mehrheit mit der CSU. Allerdings anders als jetzt, auch die Möglichkeit mit den Grünen die CSU zu überstimmen. Für den gesunden (politischen) Menschenverstand ist die Entscheidung der SPD nicht nur nicht nachvollziehbar, sondern ein Armutszeugnis. Offenbar fehlt der Aschaffenburger Sozialdemokratie Gestaltungswillen und Gestaltungsfähigkeit. Dann halt gleich die bedingungslose Kapitulation vor der CSU.
Die zweite Peinlichkeit: Seit vier Jahren gilt eine Frauenquote für Aufsichtsräte und die Verpflichtung zur Förderung weiblicher Führungskräfte. Nachzulesen auch auf der Webseite des sozialdemokratisch geführten Ministeriums für Familie und Frauen. Trotzdem haben es im Jahre 2020 weder die Aschaffenburger CSU noch eben die SPD fertiggebracht, auch nur eine einzige Frau zu nominieren und somit ein reines Männergremium gewählt. Ganz in der Tradition eines früheren sozialdemokratischen Kanzlers: „Familie und sonstiges Gedöns“.
Die Bürgerinnen und Bürger werden genau hinschauen, wie die Koalition der Wahlverlierer die Geschäfte der Sparkasse überwacht, wer für Filialschließungen oder sonstigen Serviceabbau die politische Verantwortung trägt. Und sie werden immer wieder nachfragen, weshalb bei unserer Sparkasse anders als anderswo eine Gewinnabführung für gemeinnützige Zwecke mit Klauen und Zähnen abgewehrt wird.