Vor 30 Jahren – Mauerfall in Berlin

Ich glaube nicht, dass ich den Abend des 9. November 1989 jemals vergessen werde. Damals war ich Mitarbeiter der Fraktion der Grünen im Bundestag, zuständig für die Koordination des Arbeitskreises Umwelt. Davor war ich unter anderem mit den sogenannten innerdeutschen Beziehungen befasst und hatte natürlich die Ereignisse in der DDR während des Jahres verfolgt. Von der gefälschten Kommunalwahl im Mai, über die Flucht vieler DDR-Bürgerinnen und Bürger im Sommer nach Ungarn und dann von dort in die Bundesrepublik bis zu der großen Demonstration am 9. Oktober in Leipzig.

An jenem historischen Donnerstag fand im Hochhaus Tulpenfeld in Bonn eine Fraktionssitzung statt bei der es auch um die Entwicklung in der DDR ging. So gegen 20.00 Uhr, vielleicht schon etwa früher, meldete die Pressestelle, dass Günter Schabowski soeben im Fernsehen verkündet habe, dass die Bürgerinnen der DDR inklusive Ostberlin ab sofort ausreisen dürften. Unsere Reaktion: Ungläubiges Staunen. Dann sahen wir die Bilder im Fernsehen und trauten unseren Augen nicht. Tatsächlich kamen immer mehr Menschen aus dem Ostteil in den Westen und immer mehr Westberliner machten sich auf zur Mauer, um persönlich zu erleben, was da in der seit August 1961 geteilten Stadt vor sich ging.

Noch an dem Abend beschlossen einige von uns, am nächsten Tag nach Berlin zu fliegen. Und so kam es dann, dass etliche Abgeordnete und Mitarbeiter unserer Fraktion im Laufe des Freitags persönlich in Berlin erleben durften, welche Aufbruchstimmung und welche Begeisterung damals herrschte. Für mich persönlich war am Freitagabend klar, dass dies der Beginn einer baldigen Vereinigung der beiden deutschen Staaten war, auch wenn viele bei den Grünen damals sich politisch lieber einen sanfteren Übergang gewünscht haben. Nicht einmal ein Jahr später, am 3. Oktober 1990 war es dann soweit. Gefolgt von den ersten gesamtdeutschen Bundestagswahlen nach dem Krieg am 2. Dezember. Darüber und über das Abschneiden der Grünen im Westen bzw. von Bündnis 90/Grüne im Osten demnächst mehr. Die Fotos (alle eigene) habe ich eingestellt, trotz teilweise schlechter Qualität, weil sie auch so einen Eindruck vom 10. und 11. November in Berlin vermitteln.

Schabowskis Zettel 02.11.2009 Reportage & Dokumentation ∙ Das Erste (link)

Schreibe einen Kommentar